Inklusionsbeauftragte stellt Ziele und Projekte vor

veröffentlicht am 28.02.2020

Vor knapp zehn Monaten wurde Lisa Weiß zur ersten Inklusionsbeauftragten der Stadt Vilseck bestellt. Nach erster Lagesichtung, Bestandsaufnahmen und Vorgesprächen auf verschiedenen Ebenen geht es nun in den nächsten Monaten „ans Eingemachte“, sprich Umsetzung erster Maßnahmen.

Dem neu gewählten Stadtrat soll zeitnah eine Liste mit konkreten Maßnahmen mit der Überschrift „Barrierefreiheit“ vorgelegt werden. Die 26-jährige Sozialpädagogin schreibt - neben ihrer Arbeitsstelle als Bereichsleitung eines ambulanten Fachdienst für Menschen mit Behinderung - momentan ihre Master-Arbeit.

Weiß kandidiert beim Einheitsblock Freie Wählerschaft für den Stadtrat. Dort kann die jüngste Bewerberin auf der FW-Liste mit der politischen Rückenstärkung der gesamten Wählergruppe rechnen und besonders auch auf die Unterstützung ihrer Arbeit durch vier weitere Bewerberinnen. Stadträtin Monika Krieger, sowie Daniela Sertl, Martina Apfelbacher und Christina Klaus liegen ebenfalls die sozialen Themen am Herzen.

„In diesem Umfeld ist es für mich wesentlich einfacher, meine Arbeit als Inklusionsbeauftragte mit Leben zu erfüllen“ wie Weiß dazu sagt.  Fachlich beratend steht Georg Dietrich, Vorsitzender des Inklusionsbündnisses Amberg-Sulzbach, jederzeit zur Verfügung. Mit engem Schulterschluss zu 2. Bürgermeister Thorsten Grädler und Fraktionsvorsitzenden Wilhelm Ertl wurde bei der Erstellung des Wahlprogrammes ein Schwerpunkt auf diese Thematik gesetzt.

Für alle Beteiligten ist dabei klar: die Barrierefreiheit ist nicht nur auf bauliche Maßnahmen beschränkt. Denn wo Orte, Räume oder Kommunikationsmittel nicht barrierefrei sind, ist die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am kulturellen und politischen Leben, an der Arbeitswelt und in der Freizeit stark eingeschränkt oder gänzlich verwehrt. Das gemeinsame Ziel laute deshalb, die Stadt Vilseck als lebenswerte Gemeinde weiter zu entwickeln, so dass Menschen mit Behinderung genauso am kommunalen Leben teilhaben können wie Nichtbehinderte.

Dies sei nicht nur ein politisches Ziel, sondern basiere unter dem Begriff „Inklusion“ auf Gesetzesvorgaben. Weiß verwies hierzu auf das Grundgesetz, das Bundesteilhabegesetz und die UN-Behindertenrechtskonvention.

Im Rahmen einer Ortsvisite in der Vilsecker Innenstadt wurde die erste Bestandsaufnahme von Weiß vertieft und auch nach weiteren Handlungsfeldern und vor allem kleineren Maßnahmen Ausschau gehalten. In Haushaltsplan 2020 der Stadt Vilseck sind mit dem barrierefreien Zugang zum Freibad und dem Bau einer behindertengerechten Toilette in der Burg Dagestein im Zuge des Baues des zweiten Fluchtweges bereits zwei größere Maßnahmen eingeplant. „Dies ist ein guter Start, aber es gibt noch viele weitere Projekte in den kommenden Jahren“ meinte Lisa Weiß.

Schon zeitnah sollen nach den übereinstimmenden Vorstellungen von Weiß und der amtierenden Stadtratsfraktion, kleinere Bauhof-Maßnahmen wie Bordsteinabsenkungen an neuralgischen Punkten erfolgen. Damit können mit überschaubaren Kosten einige Hindernisse für Rollstuhl- und Rollatorfahrer oder Eltern mit Kinderwagen beseitigt werden.

Dringlicher Handlungsbedarf ergibt sich aus der baulichen Situation am Stadtbrunnen in der Marktplatzmitte. Dieser ist von hohen Bordsteinen eingefasst und für Rollstuhlfahrer nahezu unzugänglich. Ebenso kann der Pavillon in den Vilsauen nicht barrierefrei erreicht werden, da keine Rampe vorhanden ist.

Als eine von größeren Maßnahmen sieht Weiß die Notwendigkeit einer behindertengerechten öffentlichen WC-Anlage am Marktplatz. Hierzu würde sich das in Stadtbesitz befindliche ehemalige Groß-Anwesen anbieten. Da laut Stadtratsbeschluss hier Wohnungen entstehen sollen, schlug Weiß vor, zu prüfen, ob zumindest die geplante Wohnung im Erdgeschoss behindertengerecht ausgebaut werden kann. Im Fokus hat Weiß auch den unebenen Kopfsteinpflasterbelag in der Klostergasse, der für Rollstuhlfahrer ein echtes Hindernis darstellt.   

Auch im Rathaus, mit dem nicht barrierefreien Sitzungssaal im Obergeschoss, seien Maßnahmen notwendig. Nicht nur baulicher Natur, sondern auch der Ausbau des digitalen Angebotes, um wichtige Behördengänge von zuhause aus zu ermöglichen.

Nicht nur in Vilseck, auch in all den anderen Ortschaften gelte es, in den nächsten Monaten auf allen öffentlichen Wegen, Plätzen und Einrichtungen, eine gründliche Bestandsaufnahme zu machen. Hierzu soll den Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, selbst auf Hindernisse und Gefahrenstellen hinzuweisen, die dann überprüft werden und gegebenenfalls umgesetzt werden. Per E-Mail ist die Inklusionsbeauftragte ist ab 1. März erreichbar unter: lisa.weiss@vilseck.de

Foto: (kari)

Josef Eierer, alias Nachtwächter „Tschung“, kennt die Stolperstellen und Hindernisse im Stadtbereich genau. Der rüstige Stadtführer gab beim Ortstermin zusammen mit (v.l.) Fraktionssprecher Wilhelm Ertl, 2. Bürgermeister Thorsten Grädler und Inklusionsbeauftragten Lisa Weiß seine Hinweise diesbezüglich, wie hier am Stadtbrunnen am Marktplatz. Bordsteinabsenkung lautet dort der Lösungsansatz.


Beitrags-Kategorien

Allgemein Wahlen