Wiederum einstimmig befürwortete der Stadtrat in seiner Sitzung am 30. Juni die vorgelegte finale Vorentwurfsplanung für den Ausbau des Marktplatzes. Stadtplaner Dipl.-Ing. Thomas Wieden vom Planungsbüro HWP I Holl Wieden Partnerschaft Stadtplaner und Architekten aus Würzburg, stellte den überarbeiteten Vorentwurf vor, in den einige wesentliche Änderungen eingearbeitet wurden.
Die bedeutendste Änderung ist die Einbeziehung des Grundstücks der ehemaligen Brauerei Hammer, dass die Stadt Vilseck erwerben konnte. Dieses Gelände wird nun mitüberplant und in die Gesamtmaßnahme integriert. Der vorgelegte Entwurf sieht dort 22 komfortable und zentrumsnahe Stellplätze vor, die eine deutliche Aufwertung des Parkraumangebots für Vorstadt und Marktplatz darstellen. Die Gesamtanzahl der im Planungsbereich ausgewiesenen Parkplätze bleibt dadurch gleich zu den derzeit bestehenden Stellplätzen. Die Projektkosten steigen infolge der Erweiterung auf rund 9,5 Millionen Euro.
Die Stadt Vilseck erhofft sich aufgrund der geplanten klimafreundlichen Innenstadt einen erhöhten Fördersatz von 80 Prozent. Insbesondere das Konzept der sogenannten „Schwammstadt“ soll hierfür ausschlaggebend sein: Regenwasser wird nicht einfach abgeleitet, sondern in der Stadt gespeichert, versickert oder verdunstet, so dass es wie ein Schwamm wirkt und Bäumen sowie der Umgebung wieder zur Verfügung steht.
Dipl.-Ing. Wieden betonte, dass die vorgesehene Pflasterung hinsichtlich der zunehmenden Erhitzung von Innenstädten eine günstigere Wirkung auf das innerstädtische Klima haben werde als die derzeitige Asphaltierung. Ergänzt werde dies durch wassergebundene Flächen und zahlreiche urbane Baumstandorte mit schattenspendenden, klimaresistenten Bäumen, die die Auswirkungen extremer Hitzeperioden erheblich verringern. Zudem sollen die bestehenden Bäume, soweit möglich, erhalten und in das Schwammstadtkonzept integriert werden.
In den Diskussionsbeiträgen zeigten sich die Fraktionsvorsitzenden durchweg positiv beeindruckt von den Planungsentwürfen und signalisierten die Zustimmung ihrer Fraktionen. Wilhelm Ertl, Fraktionsvorsitzender der Einheitsblock-Freien-Wählerschaft, erinnerte an den bisherigen Werdegang des Projekts. Seinen Ursprung hatte die Maßnahme in einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen CSU und Einheitsblock Freie Wählerschaft im Oktober 2020. Die zwischenzeitlich erfolgte Umwidmung der Staats- und Kreisstraßen im Stadtgebiet sei die entscheidende Weichenstellung gewesen. Erst dadurch habe die Stadt die Planungshoheit erhalten und könne nun die angestrebten Ziele wie Verkehrsberuhigung, Barrierefreiheit, multifunktionale Nutzung umsetzen, was zu einer deutlichen Verbesserung der Aufenthaltsqualität führen werde.
Die zusätzlich entstehenden Parkplätze auf dem Brauereigelände seien für die breite Akzeptanz in der Bevölkerung wichtig. In zahlreichen Gesprächen habe er die entsprechenden Bedenken von Bürgern wahrgenommen. Ertl betonte die einmalige Chance, die in Aussicht stehenden Fördergelder zu nutzen, und sprach seine volle Zustimmung für den Entwurfsplan aus. „Alles andere wäre Stillstandsverwaltung“, bekräftigte er.
Wenn alles planmäßig verläuft, könne der Baubeginn noch im ersten Halbjahr 2026 erfolgen. Die bauliche Umsetzung ist in mehreren, noch zu definierenden Bauabschnitten vorgesehen und wird voraussichtlich bis zu drei Jahre dauern. Die fußläufige Erreichbarkeit von Geschäften, Gastronomie und Anliegern bleibt während der gesamten Bauzeit sichergestellt, wie Wieden auf Nachfrage erklärte. Denkbar wäre ein Baubeginn in der Vorstadt mit Herstellung der zusätzlichen Parkplätze beim Hammer-Anwesen, bevor Marktplatz und Herrengasse folgen.
In der Abstimmung fasste der Stadtrat schließlich einen einstimmigen Beschluss für die Durchführung der Maßnahme „Umgestaltung Marktplatz und Vorstadt“ auf Grundlage der vom Planungsbüro HWP I Holl Wieden Partnerschaft Stadtplaner und Architekten vorgestellten Entwurfsplanung. Die Verwaltung wurde beauftragt, bei der Regierung der Oberpfalz einen Zuwendungsantrag nach dem Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ in Verbindung mit der Förderinitiative „Klima wandel(t) Innenstadt“ des Freistaats Bayern zu stellen.
Foto: Blick in die Grabenstraße auf das Gelände der ehemaligen Brauerei Hammer.
Text / Foto: Willi Ertl