Ein ganz großes Fass macht der Stadtrat Vilseck in seiner Sitzung auf: die Verkehrsentlastung von Schlicht und Vilseck. Das Gremium versucht gar nicht, dieses Thema anzudiskutieren, es soll Gegenstand einer Klausurtagung werden.
Dass die Verkehrsentlastung der Ortskerne von Schlicht und Vilseck bei der Sitzung des Stadtrats überhaupt angesprochen wurde, ist auf Anträge der Fraktionen Einheitsblock/Freie Wählerschaft und CSU zurückzuführen. Sich darüber bei dieser Zusammenkunft auseinanderzusetzen, wäre abend- und nachtfüllend geworden, eine Klausurtagung soll dafür Raum bieten. So ließ man es diesmal bei einer Präsentation durch Zweiten Bürgermeister Thorsten Grädler bewenden, der von "einem komplexen Thema, einem Projekt mit größeren Dimensionen“ sprach. Dem gab man, wohl nicht zu Unrecht, den Titel „Vilseck 2050 – Zukunft gestalten“ mit einem Schwerpunkt auf der Verkehrsentlastung der Ortskerne von Schlicht und Vilseck.
Grädler erklärte: "Zur Verwirklichung gilt es, in den kommenden 21 Jahren dicke Bretter zu bohren.“ Das Thema reicht aber sehr weit zurück in die Vergangenheit. Denn bereits in den 90er-Jahren habe es große Pläne gegeben, wie der Verkehr von Hahnbach her kommend auf der Staatsstraße 2120 in Richtung Südlager geregelt werden könnte, erinnerte Bürgermeister Hans-Martin Schertl. Mal war nach Angaben von Grädler eine Trassenführung östlich von Schlicht angedacht, dann alternativ ein riesiges Brückenbauwerk westlich von Schlicht. Dazu sei es nicht gekommen, das Verkehrsaufkommen sei mittlerweile „mehr als deutlich gestiegen“.
Die Verkehrsbelastung in Schlicht und Vilseck habe in den Ortskernen enorm zugenommen, Grädler nannte als Beispiele die Amberger Straße, den Marktplatz, die Bayreuther Straße, die Vorstadt, die Schlichter Straße, die Froschau und Axtheid sowie die Bahnhofstraße. Weil auch diverse Baugebiete in den vergangenen Jahren deutlich erweitert worden seien, habe das Verkehrsaufkommen immer mehr zugenommen. Eine in den 2000er-Jahren geplante Trasse vom Wohngebiet Ziegelhütte nach Schicht zur Staatsstraße 2120 sei nicht realisiert worden. Dass sich diese Situation verbessert, ist laut Grädler angesichts der möglichen Bebauung bestehender Baulücken nicht zu erwarten.
Die Lösung der prekären Verkehrssituation war ein Kernthema bei der Kommunalwahl 2020, desgleichen in einem Bürgerforum von Einheitsblock/FW, aber auch bei der CSU, die die künftige Verkehrsführung als entscheidend für die städtebauliche Entwicklung erachtet. Jetzt hat die Fraktion Einheitsblock/Freier Wählerschaft Vilseck die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für eine Ortsumgehung in Verbindung mit dem bereits eingereichten Antrag für Umgestaltung des Ortskerns Vilseck beantragt. Dabei sollen die Verkehrsströme hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und technischen Machbarkeit erfasst und ausgewertet, Lösungen zur Verkehrsentlastung aufgezeigt werden. Zudem soll eine grobe Kostenschätzung für Planung, Grunderwerb, Bau und Ausgleichsmaßnahmen enthalten sein und sollen die straßenplanerischen und umweltfachlichen Problembereich bei dem beabsichtigten Trassenkorridor aufgezeigt werden. Beabsichtigt ist die Einbindung der Bevölkerung sowie aller Gewerbetreibenden und Interessenverbände.
Wie aber soll die angedachte Trasse verlaufen, wo soll sie die Ortskerne von Vilseck und Schlicht umgehen? Zweiter Bürgermeister Thorsten Grädler erachtete es für vorstellbar, dass die geplante Trasse in vier Bauabschnitten realisiert wird, wobei Einheitsblock/FW und CSU offenbar durchaus jeweils ihre eigenen Vorstellungen haben. Als erster Bauabschnitt ist laut Grädler die Anbindung des Siedlungsgebiets im südwestlichen Bereich der Stadt Vilseck, vom Freibad bis zur Staatsstraße 2120 bei Schüsselhof, angedacht. Diese 1,3 Kilometer lange Spange wäre geeignet, die Verkehrsbelastung in den Ortskernen von Vilseck und Schlicht deutlich zu reduzieren, da der Berufs- und Zielverkehr nach Amberg und Sulzbach-Rosenberg eine direkte Anbindung zur Staatsstraße 2120 bekäme. Im weiteren Verlauf könnte die Umgehungsstraße südöstlich Vilseck vorbeilaufen, in drei Bauabschnitten über die Staatsstraße 2123 weitergeführt werden bis hinter Axtheid zur Staatsstraße 2166.
Schematische Darstellung der Bauabschnitte (Einheitsblock Freie Wählerschaft)
Bürgermeister Hans-Martin Schertl stellte in der Sitzung fest: „Man hat sich schon 1991 und 2000 wegen einer Ortsumgehung Vilseck oder Schlicht Gedanken gemacht, Anträge beim Staatlichen Bauamt gestellt, Abgeordnete eingeschaltet, aber ohne Lösungen zu finden.“ Da auch die Verlegung der Staatsstraße 2120, die keine städtische Straße sei, angedacht sei, müsse auch das Staatliche Bauamt als Straßenbaulastträger mit ins Boot geholt werden. Er habe den Antrag von Einheitsblock-Freie Wählerschaft Vilseck bereits an die Behörde weitergeleitet. Zur nächsten Klausurtagung des Vilsecker Stadtrats wolle er Baudirektor Stefan Noll einladen, um mit ihm über diese Thematik zu diskutieren. Große Baumaßnahmen an Staatsstraßen müssten in das Bundesfernstraßenprogramm aufgenommen werden, sofern eine Wirtschaftlichkeit und verkehrsmäßige Notwendigkeit für eine solche Umgehungsstraße bestehe.
(Quelle Bericht: Amberger Zeitung / Onetz.de)
Wir stellen Ihnen den gesamten Antrag "Machbarkeitsstudie Ortsumgehung für eine zukunftsfähige Verkehrsführung" zur Verfügung.